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The Tanzomat Fulltimeshow - live im Stahlwerk Düsseldorf 23.10.2010

Bilderserie zum Konzert

Nach dem grandiosen Auftritt auf dem Amphi 2010 war man schon sehr gespannt, wie denn das Vollzeitkonzert werden würde – die Erwartungen stiegen. Vorweg genommen, das Konzert im Stahlwerk war wohl das beste seit den 90ern, aber kam doch nicht an den Festivalauftritt heran.

Wuchtig, das Bühnenbild, welches mittig einem überdimensional großen Höcker des Westwalls nachempfunden war – so hatte es den Anschein. Auf diesem prangte ein farblich variierbarer Hammermann. Schick! Links und rechts davon Gio van Oli und Chris Ruiz an ihren Synthesizern.

Die Liedauswahl stach hervor, wurden doch im Vergleich zu den letzten Auftritten mehr Wert auf alte Werke gelegt, allen voran auch welche vom Erstling „Anguish“, was allerdings bei großen Teilen des Publikums dazu führte, daß diese nur herumstanden und sich gar von begeistert mittanzenden Anhängern der ersten Stunde belästigt fühlten – „Wie – bei einem Konzert tanzen? Kann nicht sein?“. Allerdings, wen interessiert das? Auch das ganz unauffällig in den Tanzbereich Stellen brachte keine Linderung bzw. Einschränkung.

Aber von vorne: „ICE“ von der „I.S.T“. wurde als Intro verwendet, ein Fingerzeig an das Kommende. Allerdings kam die ausverkaufte Halle von meiner Warte aus [10 m vor der Bühne ca.] recht langsam in Schwung. Kaum jemand tanzte, viele standen dumm rum, aber beklatschten doch im Anschluß artig jedes Lied – irgendwie merkwürdig. Gut, die Auswahl der Stücke war für viele neuere Anhänger sicher gewöhnungsbedürftig, aber darauf sollte – und nahm – man seitens der Gruppe keine Rücksicht [nehmen]. Gut so! „Second Front“ war großartig, auch „Anguish“ gegen Ende wurde nahezu in der Originalversion vorgebracht. Nicht so „Metalhammer“, dessen verpoppte Version noch nie bei mir ankam – Verschwendung. „Techno Man“ kann ich zudem wirklich nicht mehr hören, weil es so was von durchgelutscht ist und meines Erachtens nach auch ob der recht geilen Livespielart seinerzeit generell überbewertet wurde. Die Akustik war zwar in meinem Bereich in Ordnung, aber nach hinten hin [und auch vorne las ich das ebenso] war dem wohl nicht so, ein generelles Problem des Stahlwerkes. Schwer zu beurteilen, weshalb das Publikum letztendlich nur bei 08/15-Knallern wie der leider auch verpfuschten Abmischung von „Für“, dem guten „Traumfrau“ oder auch „Military Fashion Show“ richtig in Wallung geriet. Sir Horn war das eh egal, tanzt er doch viel lieber antizyklisch, wenn auch ohne Selbstzweck. Mein Favorit war selbstverständlich „Men in Uniform“, auch etwas schneller abgemischt, aber das macht live durchaus Sinn. Wobei ich während der Mitte des Konzertes schon leicht ansäuerte, weil ich befürchtete, daß Lied würde ausgelassen [die Spielliste aus Hamburg hatte Begehrlichkeiten geweckt :)], es kam jedoch nur später. Generell wurde die Reihenfolge von dieser Grundlage aus recht wild durcheinander gemischt. Oft folgten auf ein, zwei schnellere Lieder recht langsame, was den Fluß etwas stocken ließ, aber im Sinne einer Ruhephase sehr gelegen kam. Wie sagte der Sänger und absolute Chef von AND ONE, Steve Naghavi, die Anhänger der „Anguish“-Lieder sind, wie er selbst, ja bald schon tot. Schaun mer mal. Aus meiner Sicht waren eher die neueren Anhänger dem Tode nah, zumindest gemessen an ihrer Tanzaktivität. Wobei das Alter der Anwesenden im Durchschnitt angenehm höher war als zu früheren Zeiten, will sagen: Mädchen ohne Schamhaare gab es wohl nur mit technischen Hilfsmitteln.

Natürlich durfte auch dieses Konzert nicht ohne nachgespielte Lieder auskommen – für mich ein Greuel ob der riesigen Masse an sehr geilen, eigenen Liedern, die anstelle dessen Platz finden würden; aber die meisten finden das ja toll, wenn der gute Steve DEPECHE MODE oder A-HA nachäfft. Neu zu hören und ein Griff ins Klo: „Get the Balance Right“. Die Variation von „Sternradio“ mit „Photographic“ hat langsam auch einen Bart, „The Sun Always Shines on TV“ knallt schon, zugegeben. „But Not Tonight“ traf, abgesehen von dem vorgenannten Vorbehalt, sogar meinen Geschmack.

Schon in Hamburg angekündigt, was, wie Steve einräumte, in der Tat schon jeder auf youtube gesehen hat, das neue Album „Tanzomat“ soll, wie eher unfreiwillig auf der ersten Tour mit „Anguish“ geschehen, während der Konzerte getestet und vor allem verfeinert werden. Ich finde zwar, daß man das nur schwer anhand der Reaktionen kann, aber gut, hochtrabende Ankündigungen kommen ja immer gut an – bei vielen.

Niemand sollte beim Lesen dieses Textes auf die Idee kommen, ich könne AO nicht leiden, mitnichten – nahezu alle musikalischen Auswürfe liebe ich. Als Anhänger der ersten Stunde bin ich nur angemessen [oder mehr als das ;)] kritisch. Nach der Covertour, der ich in Berlin 2008 beiwohnte, stand schon ein Manuskript für einen Bericht auf dieser Netzseite, allerdings wäre nach diesem wohl niemand mit AO-Vorliebe mehr zu einer meiner Partys gekommen ;). Zum Glück fand Steve beim Amphi und auch meist in DDorf den Weg weg vom sehr infantilen Selbstbeweihräuchern, bleibt eine gewisse Eloquenz auch bestehen.

Aber zurück zur „Tanzomat“, die nach der Tour das Licht der Welt erblicken soll: Es wurden drei neue Lieder gespielt, die allesamt eher härterer Natur waren, das mittlere mit dem Arbeitstitel "Electrocution" fand ich sehr ansprechend. Man darf aber gespannt sein, was da folgen mag – wann auch immer. Anhand der gespielten Stücke bezweifele ich allerdings, daß das Album härter als die hervorragende „Aggressor“ werden wird, aber zumindest kein Weichgespüle wie zuletzt von einem Herren, der Grönemeyer in den MCC übertrumpfte – bei allem Respekt für dessen Erfolg und auch vorherigem Schaffen.

Was gab es noch zu sehen? Mittendrin: das Gründungsmitglied Chris Ruiz, dem ich deswegen den höchsten Respekt entgegenbringe, allerdings hat sich dieser [oder ich erinnere das von 1991 falsch] in seiner Absenz wohl „anders“ entwickelt, wirkt auf mich seit der Rückkehr wie ein Fremdkörper, ein wenig wie der Hippende Hopper U. [wer aus Aachen kommt, kann dies zuordnen :)], mit dem Unterschied, daß dieser seine Bewegungen nur aus Spaß macht [zumindest hoffe ich das]. Will sagen, LL Cool J oder andere dieser Art würden wohl auf der Bühne ähnlich deplaziert wirken. Dies gilt nicht für die Qualität seiner „Vocals“, die sind weiterhin sehr passend, aber der Rest einfach zu poserhaft. Weniger in den Vordergrund rückt sich Gio van Oli, den ich zwar lieber weiter unter DARK VOICES sehen und vor allem hören würde, der aber als Begleiter am Syntheziser gut ins Bild paßt. Nicht nur bei „High“ mißt man weiterhin Joke J., den damals gescholtenen [Hallo Demo! „UMDREHEN!“ ;)], der auf der Bühne mit seiner gewaltigen Stimme überzeugte.

Zurück zum Status quo: „My Warrior“ fand ebenfalls meine Begeisterung, auch „Friends in Heaven“ mit seinen wuchtigen, elektronischen Schlägen, ebenfalls von der „Nordhausen“, beglückte meinen Gehörgang und [Tanz-]Schritt. Nicht so „Sitata Tirulala“, welches gut gemeint härter gestaltet daherkam, aber somit fast untanzbar wurde und seine Individualität verlor [vgl. „Metalhammer“, auch wenn dieses eher weicher reproduziert wurde]. Von der „Spot“ wurde nur „Tanz der Arroganz“ ausgewählt – entzückend! Zuweilen kam ich mir vor, als hätte man mich bei der Auswahl behelligt. Wobei auch dabei niemand [mit-]tanzen wollte. Selbst schuld! Vom letzten Album „Bodypop“ wurde darüber hinaus noch das durch die Klubs nominierte „Steine sind Steine“ sowie „Stand the pain“ – mit Texthänger – kredenzt.

Nach dem regulären Ende des Hamburgkonzertes, „Military Fashion Show“, orientierte ich mich nach hinten, wo u. a. meine Fahrerin [danke! :)] wartete, aber siehe da, es gab noch einen drauf: Mit „So klingt Liebe“ wurde der Saal noch mal zum Köcheln gebracht.

Was bleibt hängen? Das Konzert war wahrlich das beste alleinstehende seit den 90ern, Steve Naghavi wirkte mit seiner Hammermann-Armbinde im NACHTMAHR-Kostüm provokant, klar, pure Absicht, aber er wußte mit seiner Leistung voll zu überzeugen. Tanzte unentwegt agil herum, hielt das ein oder andere Pläuschchen mit den Frauen der ersten Reihen, war jederzeit Herr der Lage. Nicht alles kann nach so vielen Jahren auf Zustimmung stoßen, aber das Gesamtbild stimmte. Mehr davon!

Sir Horn

PS: Mein Dank gilt Nadine R. für die Fotos und allen Mitfahrern und zeitweiligen Begleitern für einen illustren Abend, wenn auch nicht jeder Gio und Chris zuordnen kann, was U.? PROST!

Spielliste:
01. Ice [Intro]
02. Mirror in your Heart
03. Love and Fingers
04. The Secret
05. Sometimes
06. Only your dreams [Arbeitstitel]
07. Love you to the End
08. My Warrior
09. Sexkeit
10. Electrocution [Arbeitstitel]
11. Deutschmaschine
12. Metalhammer
13. Get the Balance Right [DM]
14. But Not Tonight [DM]
15. Get You Closer
16. Friends in Heaven
17. Traumfrau
18. Second Front
19. Steine sind Steine
20. The Aim is in your Head [Arbeitstitel]
21. The Sun Always Shines on TV [A-HA]
22. Stand the Pain
23. Für
24. Men in Uniform
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25. Sitata Tirulala
26. Anguish
27. Panzermensch
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28. High
29. Techno Man
30. Bodynerv
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31. Tanz der Arroganz
32. Sternradio/Photographic
33. Military Fashion Show
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34. Klaus (acapella)
35. So klingt Liebe

Bilderserie zum Konzert

 © Fotos: Nadine R. [danke!]

(Gruppenverknüpfung: www.andone.de)



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