Kritiken

DEPECHE MODE - Dream on (MCD/Mute)

Der Vorläufer des "Exciter"-Albums, "Dream on", erreichte mich letzte Woche (VÖ Ende April). Als riesen DM-Fan muß ich der MCD allerdings trotzdem eine schlechte Note geben, eine Version des Titeltracks und zwei Mixe des auf dem Longplayer entahltenen "Easy tiger" ist was dürftig.
Zudem ist "Dream on" für mich die falsche Single(vor-)auskopplung. Diese seichten Beats mit Unterlegung einer Akusitikgitarre hauen mich nicht vom Hocker. Klar, Dave´s Gesang ist geil, aber das reicht nicht für eine coole Single. Früher wäre solch ein Track wohl ein Bonustrack einer super MCD gewesen.
Aber nicht verzagen, das Album steht ja bereits im Startbllock und wird uns am 14.05. offiziell erreichen.
Noch ein paar Worte zu "Easy tiger": Tja, noch ruhiger als "Dream on", dazu instrumental. Als Untermalung brauchbar, aber nicht als Volltrack. Der Remix ist noch etwas "abartiger", mal sehen was die Zusatz-MCD´s so bringen werden, die in gewohnt-kommerzieller Art jede DM-Single begleiten.
Watch out for "Exciter"!

DJHorn

L´ÂME IMMORTELLE - Dann habe ich umsonst gelebt (MatrixCube/Trisol)

Viele haben sich wohl gefragt, wohin sich wohl die "Neue" von L´ÂME entwickelt hat, da eigentlich jede ihrer Platten sich doch schon teilweise krass von ihrem Vorgänger unterscheidet, was meist den Anteil der weiblichen Vocalistin Sonja Kraushofer ausmacht. Bei jeder Platte kam etwas mehr ihrer meines Erachtens geilen Stimme in den Vordergrund, was wohl zu verschiedenen Meinungen der Fans führte. Die, die dem größer werdenden Einfluß ihrer Stimme wohlwollend gesinnt sind, fanden den letzten Longplayer "Wenn der letzte Schatten fällt" wohl ziemlich geil. Das neue Werk der Österreicher ist eigentlich die "Fortsetzung" dieser Scheibe. Sie ist wieder extrem vielseitig, von typischen "Changes"-ähnlichen, absolute discotauglichen Liedern wie "Epitaph" und "Forgive me" bis hin zu für die früheren Tage bekannten, SKINNY PUPPY-ähnlichen Tracks wie "Slut", was mein persönlicher Fave und Anspieltip dieser Platte ist. Als besonderes Leckerchen haben sie zu meiner Verwunderung mit "Voiceless" noch ein Lied aufgenommen, das mich stimmlich doch stark an NINA HAGEN erinnert, und von mir das Prädikat "kränkstes Lied der Platte" erhält. Was aber nicht heißt, daß es Scheisse ist - ganz im Gegenteil! Ausserdem haben sie "Life will never be the same again" nochmal mit Sean Brennan von LONDON AFTER MIDNIGHT aufgenommen, was ganz nett ist, da ich aber LONDON A.M. nicht so toll finde, verhält sich das bei dieser Version ebenso. Sie ist nicht so elektronisch wie die Orginalversion und auch nicht so depressiv angehaucht wie die "Klassische". Hm, ich merke grade, daß ich nach dem ersten Hören der CD gesagt habe: "Naja, haut mich nicht vom Hocker", aber ich jetzt, nachdem ich sie doch ein paar mal gehört habe, sagen muß, daß es doch eine ziemlich coole Platte ist. Ist für alle Launen was dabei! Kaufen!

Nomad

 

RAMMSTEIN - Mutter (CD/Motor)

Am Montag war Muttertag, jedenfalls wenn es um die Auslegung der Ostberliner geht. Seitdem bereichern elf neue (bzw. 9 ohne MCD) Tracks das RAMMSTEIN-Spektrum. Was nicht gleich zu setzen ist mit einer musikalischen Weiterentwicklung, da "Mutter" in dieser Hinsicht stagniert. Das muß nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, wird aber viele RAMMSTEIN-Verachter auf den Lästerplan rufen. Einerseits haben sie damit recht, andererseits ist "Mutter" für jeden einen Kauf wert, der sich zuvor mit der Musik dieser Herren identifizieren konnte.
Kompromißlos wurden die Gitarren und die Baßläufe wie gewohnt eingebaut, der Gesang von Till birgt auch nichts Neues, ist ja schon Kult in dieser Form. Der Herr wird bei dieser Platte live mal wieder genug Gelegenheit haben, sich auf´s Bein zu schlagen. Lol! Mal wieder scheint diese Kritik negativ zu sein, aber im Grunde ist dieses Werk total geil, ohne Eingewöhnunsgzeit zu genießen. Die primitiv-frivolen Texte tragen zur Belustigung bei, unglaublich, was man sich für einen Scheiss aus dem Kopf drücken kann. Ein Beispiel? Aus "Zwitter", meinem Anspieltip: "Wenn die anderen Mädchen suchten, konnt ich mich schon selbst befruchten" - was mir biologisch massiv fragwürdig erscheint, aber trotzdem eine lustige Vorstellung darstellt. Also nicht verzagen: "Fick Dich!" - lol. An einigen Stellen hat man sogar das Gefühl, daß sich Till schon ein wenig selbst auf den Arm nimmt mit seinem rollenden "R".
Musikalisch sind die Jungs wieder mehr gitarrenlastig geworden, vergessen dabei aber nicht die synthetische Begleitung im Hintergurnd.
Weitere Anspieltips: "Mutter", "Rein raus" (was sonst will Till, wenn man seine Liveshow einbezieht, ich hoffe für Dich, daß Du privat nicht nur in der Missionarsstellung "Dein Werk" vollziehst...lol), und "Spieluhr".
"Links 2,3,4" scheint mir ein wenig bedenklich, weil es die Faschos zu sehr bedient, egal, was für eine Intention dahinter steckt, solche Menschen verstehen das dann gerne falsch.
Als Abschluß zelebriert "Nebel" noch, daß man auch sehr gut klauen kann, kommt der Baßlauf doch unzweifelhaft von FRONT 242. So bewußt, daß es schon wieder gut ist.
Wer diese CD kauft, macht als RAMMSTEIN-Fan keinen Fehler. Als "Neuling" erstmal ´reinhören, ist nicht jedermanns Stil.
Noch eine Bemerkung zum Cover: Pfui! Ist ja fast fieser als unser Karfreitagsflyer! Schämt Euch!

DJHorn

 

PARADISE LOST - Believe in nothing (CD/EMI)

Diese CD ist in meinen Augen wieder eine richtige Glanzleistung der Nordiren. Sie halten damit ihren "neuen" Gothic-Rock-Stil, und garantieren, daß Fans, die das letzte Album mochten, diese Scheibe mit Sicherheit auch kaufen werden. Also mich hat diese Platte direkt beim ersten Reinhören überzeugt, vor allem aber die Lieder "Control" und "Look at me now", die einem, einmal gehört, lange im Gedächtnis erhalten bleiben. Etwas erinnert mich die Musik auch an HIM, nur halt nicht mit so einer schwuchteligen Stimme, wie die von Pille Palle (...äh, oder so). Es sind aber auch Balladen ("Gone") enthalten, die nicht minder gut sind und zum Gedankenversinken einladen... Die gesamte Produktion der Platte ist natürlich genial gemacht, da John Freyer, seineszeichens auch Produzent von Bands wie D.MODE, NIN, KRUPPS, WHITE ZOMBIE oder den COCTEAU TWINS wieder seine Hände im Spiel hatte. Nach mittlerweile 12 Jahren Existenz produzieren PARADISE LOST mit "Believe in nothing" wohl eines ihrer besten Alben. Jedenfalls für die, die sich nicht nach ihrem Wechsel von der Metal- in die Gothic-Rock-Genre abgewendet haben.

Nomad

 

DIE HAPPY - Like a flower (MCD/BMG)

Da ist sie wieder! Die Frau mit diesem bemerkenswertem Vorbau, aber leider ohne jegliche musikalische Identität. Schade. Wieso ein so hartes Urteil? Ganz einfach: "Like a flower" klingt total nach GUANO APES, vom Sound und Gesang her. Ein angepaßter Boardersong, denn man bei ebendiesem durchaus hören kann, aber ansonsten nichts brauchbares ist. Sorry, aber es ist so.

Nesty

 

APOCALYPTICA FEAT. SANDRA NASIC - Path Vol.1 & 2 (MCD/Island/Universal)

Bis vor einigen Jahren hatte APOCALYPTICA nichts anderes im Sinn, als die besten Lieder von METALLICA in ihrer brillianten Art zu covern. Die vier Cellisten haben allerdings mittlerweile wohl das Bedürfnis, auch mal ein Lied mit Gesang aufzunehmen. Ist ihnen auch ganz gut gelungen, da die Stimme von Sandra Nasic (GUANO APES) eigentlich ganz gut dazu paßt. Mein Ding ist es nicht, aber mit Sicherheit wird es APOCALYPTICA auf der Karriereleiter ein Stück weiter nach oben bringen. Was sie aber eigentlich nicht mehr nötig haben sollten, da von ihrer ersten CD 250.000 und der Zweiten 350.000 Exemplare verkauft wurden, was ihr neues Album "Cult" bestimmt noch toppen wird, das im Oktober vergangenen Jahres auf dem Markt erschienen ist. Auf dieser Maxi ist aber auch noch die "Nur-APOCALYPTICA"-Version enthalten, also wer die Stimme von S.N. nicht hören will, sollte sich dann dieses Lied anhören, und sich auf die alten Werte besinnen. Außerdem sind mit "Path" und "Romance" noch zwei Live-Tracks on Board, die auf dem Gig am 24.Okt.2000 in München aufgenommen wurden. Chic!

Nomad

 

SUBWAY TO SALLY - Veitstanz (MCD/Island/Universal)

Tja, was sie sich dabei gedacht haben, grade dieses Lied auszukoppeln, weiß ich ja nicht. Ich finde, es hat schon was von dem STS-typischen Sound, aber die Mittelalter-Einflüsse sind denkbar gering. Ein bißchen Geige, aber sonst nichts. Eher klingt es nach LEVELLERS oder einer anderen Folkband... Ich finde es einfach zu poppig! Vielleicht wollen sie auch mal in die Billboard-Charts oder so. An Klassiker wie "Böses Erwachen" kommt es jedenfalls auf keinen Fall ran. Wenn alles Neue SO klingt, dann bin ich jedenfalls der Letzte, der diese CD kauft!!

Nomad

 

4LYN - Whooo (MCD/Universal/Motor)

Bis vor noch kurzer Zeit war die Band noch unter dem Namen "HEADTRIP" unterwegs, benannte sich aber dann um, und ging im Oktober 2000 mit PAPA ROACH auf Deutschland-Tour, und war dort wohl ziemlich erfolgreich. 4LYN ist wohl das Paradebeispiel, wie man in sehr jungen Jahren sehr bekannt werden und in die Charts kommen kann. Musikalisch bewegt sich "Whooo" sehr in Richtung LIMP BIZKIT, doch 4LYN sind vielseitiger als man denkt, da die anderen Lieder dieser Auskopplung stilistisch doch anders sind. Ich denke, es macht neugierig auf den Longplayer, der im Mai 2001 erscheinen wird.

Nomad

 

BEYOND THE WALL OF SLEEP - First dust (CD/Nova Media)

Die Gothic-Rocker erinnern stark an LOVE LIKE BLOOD Anfang der 90er oder an FIELD OF THE NEPHILIM zu ihren besten Zeiten. Dennoch kann man bei der "Fire Dust" in keiner Weise von einer Kopie sprechen. Sowohl der Sound als auch die Texte sind sehr eigenständig. Der Gesang ist emotionsgeladen aber rauh, die Gitarren wavig, der Baß treibend und das Schlagzeug elektronisch. Eine Mischung, die das Herz eines jeden Gothic zum Hüpfen bringt...

Marcel

 

REDLAND – Ich muß nun geh’n (CD/KM-Music)

Sieben wir zunächst die Leserschaft vor dem Hintergrund der Zielgruppe von REDLAND aus: alle Gothic- und Dark-Wave-Hasser können jetzt getrost aufhören zu lesen. Der Rest sollte die Chance wahrnehmen, ein neues und durchaus 'interessantes' (was ich in diesem Kontext genau darunter verstehe, wird später deutlich) Album kennenzulernen.
Mich erinnert die Truppe irgendwie an die UNTOTEN, wobei ich den Sound und vor allem die Texte der Berliner um Klassen besser finde. Aber vielleicht werde ich der "Ich muß nun geh’n" mittels eines Vergleichs nicht ganz gerecht. Lassen wir darum also das Album aus sich selbst heraus sprechen:

"Silhuetten in der Dunkelheit. Schatten ohne Körper. Mein Gesicht ist fahl, wie der Mond, der mich bescheint. Der Blick in meinen Spiegel zeigt eine blasse Reflexion. Ich male mir ein Gesicht. Ich male mir meine Version.
Wir sind Schwarz. Wir sind dekadent...
Ich hasse jedes Gespräch, das etwas tiefer geht. Laßt mich doch in Frieden, ich leb‘ in meiner Realität. Ich rekle mich zum Rhythmus, an meinem Körper ächzt der Lack. Sehen und gesehen werden, ob in Latex, Samt oder düsterem Wrack.
Wir sind Schwarz. Wir sind dekadent...
Der Hauch von Nichts auf deiner Haut entfesselt meine Gier nach dir. Ich schaue zu dir, du beobachtest mich, diese Nacht verbringen wir. Auf der Suche nach der Liebe ist mir jedes Mittel recht. Ich nehme dich, wenn du mir gefällst und dann werf‘ ich dich wieder weg.
Wir sind Schwarz. Wir sind dekadent..."


Der hier vorliegende Text meines absoluten Favoriten auf der CD (Macht mir bitte daraus kein Strick! Ich lache mich gerade zu Tode!!!) ist programmatisch für das komplette Album. Die Leute halten mit voller Stolz alle Klischees der Schwarzen Szene aufrecht; selbst die, die es nicht gibt. Ich habe selten Lyrics gehört oder gelesen, die die mir vorliegenden in Lächerlichkeit und Schmalz übertreffen! Einzig und allein der Sound ist eines Lobes wert. Dieser ist nämlich stellenweise vielschichtig und von einer angenehmen, düsteren Atmosphäre erfüllt. Hin und wieder sogar mitreißend.
Um den Bogen nun zu schließen: ich finde es ‘interessant‘, daß auch Musiker nun Pseudos supporten!

Marcel

 

EESCAPE WITH ROMEO - Come here white light (CD/Radar Musikkontor)

Daß ESCAPE WITH ROMEO schon etwas länger im Geschäft sind, merkt man bei diesem Album deutlich. Das Arrangement ist vorbildlich (sofern ich das als Nicht-Musiker überhaupt beurteilen kann). Auch die Offenheit für musikalische Einflüsse ist auf dieser CD zu loben. Die Lieder - an dieser Stelle ein großes Sorry an aller Disko-Hits-Fetischisten - sind zum Träumen. Dennoch ist der Sound sehr solide und in keiner Weise langweilig. Eher das Gegenteil ist der Fall. Abwechslung ist angesagt und die Lyrics sind echt etwas zum Grübeln. Insgesamt ist dies ein Werk, das Aufmerksamkeit verdient, vorausgesetzt man steht auf den Gothic-Indie-Sound im neueren Gewand. Tanzbar ist das Album vom ersten bis zum letzten Stück nicht, aber seit wann zeichnet das eine gute CD aus...

Marcel

 

S.P.O.C.K. - Satellites (MCD/Bloodline/Connected)

In meinen Augen zwar nicht das beste Lied des aktuellen Longplayers, aber durchaus eines der besseren: "Satellites" bildet die zweite Auskopplung dieses Werkes in Europa (in Skandinavien kam "Queen of space" als Single ´raus), die mit gleich fünf Tracks, dabei zwei ganz neuen Songs, richtig fett ist. Wobei man leider als klare Tendenz erneut die Trance-Techno-Lastigkeit der Mixe bemängeln muß. Ich glaube nicht, daß diese Versionen in dem Maße vonnöten wären. Der "Queen of space"-Remix von Eskil Simonsson (COVENANT) ist da auch keine Ausnahme. Einfach einen monotonen Baßlauf eingefügt, das war es fast. Super! Hauptsache der Name stimmt, wobei man dem Produzent zu gute halten muß, daß dessen Name nur im Kleingedruckten auftritt.
Die "Sputnik"-Abart von "Satellites" dürfte höchstens in Kommerzdiscotheken bei irgendwelchen Wackelheinzen ankommen, zum Tanzen versteht sich, aber dies ist nunmal einer der interessantesten Faktoren bei Musik.
Zum Ende zu dem Erfreulichsten: Mit "Babylon 5" und "Techno sapien" sind gleich zwei Bonustracks enthalten, von denen der erste sogar brauchbar ist, sich unmittelbar in das Konzept des Albums einfügt. Der andere ist wieder was zum Wegspacen beim Konsum psychedelischer Drogen.
So komme ich zwangsläufig zum Resumé: Für Fans ist dieses MCD vermutlich ein Muß, für den "normalen" Hörer dürfte der lange Silberling reichen.

DJHorn

 

SCHOCK – Erwacht (CD/Zeitbombe)

Die Gruppe verdankt ihrem Frontmann Michael Schock den Bandnamen. Mit dem Debüt "Erwacht" bekommt der finnische Chartstürmer Ville Valo (und für alle meine Kollegen, die es noch nicht ganz begriffen haben: SO heißt er wirklich!) Konkurrenz aus Deutschland, denn SCHOCK fahren auf der gleichen Schiene wie HIM, und das nicht nur auf der musikalischen Ebene. Auch hier nämlich steht ein glamouröser Schönling im Vordergrund (natürlich oben ohne), der sich allen Anschein nach das Ziel gesetzt hat, die Herzen der Gothic-Rock-Mädels höher schlagen zu lassen. Schließlich hat sich dieses Rezept bereits bewährt. In den Texten wandelt man "auf dem schmalen Grat zwischen Ich und Du, Einsamkeit, sexuellen Obsessionen, ungläubiger Ekstase und pathetisch-zynischem Daseinszweifel im hadernden Dialog mit Gott". Zumindest steht es so in der Bandinfo der Plattenfirma. Etwas unspektakulärer und reduziert: sinnlich-SCHOCKierend für all jene, die sich schockieren lassen wollen. Textzeilen wie "Küß mich, leck mich, schlag mich, peitsch mich aus" hauen vielleicht die Zielgruppe vom Hocker, aber ansonsten niemanden. Das Lied "Von Dir" hat das Zeug zu einer Viva-Ballade und diejenigen, die vom Frühling in all seiner Härte erfaßt wurden, fühlen sich vielleicht von "Führe meine Hand" angesprochen.
Fazit: Zwar wirken die Songs durch die Sprache etwas aufdringlich, aber wer HIMmli(s)che skandinavische Musik auf deutsch hören will, der ist mit SCHOCK gut beraten.

 

Marcel

 

OHGR - WeLt (CD/Spitfire)

Seit circa fünf Jahren angekündigt, ist das "neue" Projekt von Kevin Ogilvie aka Nivek Ogre vor wenigen Wochen erschienen. Genau wie bei "Bedside Toxicology", dem Album, das er vor drei Jahren mit Martin Atkins eingespielt hat, zeigt "weLt", daß Brother Ogre sich wieder mal auf gänzlich anderen musikalischen Fronten bewegt als cEVIN Key. Den psychedelischen Turn-Ons von TEAR GARDEN oder HILT stehen hier entaktogene Drop-Outs des mit allen Wassern gewaschenen Illuminaten entgegen. Die Vibrationen, die er bei MINISTRY und PIGFACE empfangen hat, sind eine Unio Mystica mit den SKINNY PUPPY-Traditionen der Ogre'schen Klangwelt eingegangen und haben ohne Übertreibung das beste Electro-Album der letzten vier Jahre gebacken (das beste davor war glaube ich "Hallway Of The Gods" von den LEGENDARY PINK DOTS). Das muß reichen, jedes Wort mehr wäre Wasser auf die Mühle des Kunsttodes.

Oblivion

 

YOUNG GODS - Second nature (CD/Intoxygene)

Das neue YOUNG GODS-Album beweist, daß künstlerisches / musikalisches Potential entweder in einem Individuum angelegt ist oder nicht, jedenfalls ist es nicht erlernbar. Ohne große Überflieger zu sein, hatten es die YOUNG GODS immer geschafft sich deutlich oberhalb des Qualitätsäquators des Electro-Undergrounds zu bewegen. Auch das vorliegende Werk stellt das variationsreiche akustische Schaffensvermögen der Schweizer dem kläglichen Herumkrebsen verschiedenster Poser-Formationen entgegen. Entfernt haben sie sich ein wenig von der End-80er / Anfang-90er Crossover-Welle und ertasten nun angenehm und bedächtig den Avantgarde / Ambient-Sirup der sich im Laufe von zwei Jahrzehnten mit Zugpferden wie PSYCHIC TV, COIL oder CABARET VOLTAIRE aus dem End-70er Industrial entwickelt hat. Eiziges Manko bleiben die lieb- und elanlosen Vocals, die bei älteren YOUNG GODS-Sachen wesentlich besser waren, man sie hier jedoch getrost hätte weglassen können. Nichts desto trotz eine lockere Scheibe zur Abwechslung.

Oblivion

 

OOMPH! - Supernova (2-Track/Virgin)

Am 14.05. kommt nicht nur eine gute Platte heraus, sondern gleich zwei! Neben der "Exciter" (DM) wird dann nämlich auch noch die neue OOMPH!-MCD "Supernova" das Licht der Welt erblicken...
Vorab erhielt ich von dieser schon mal ein 2-Track-Vorgeschmack, der es aber schon in sich hat.
OK, beim ersten Hören kam der Gedanke "hm...alles wie immer"...auf, aber nachdem ich die zwei Tracks dann im Repeatmodus bis zum Exitus auf mich einpreschen ließ, wurde der Eindruck ein anderer.
Das Titelstück "Supernova", leider mal wieder nicht in der Muttersprache des Herrn Dero gesungen, hitzt die Atmosphäre direkt zu Anfang mit einem heftigen Gitarreneinsatz auf; dann jedoch wird es melodisch-elektronischer, Dero singt in zuletzt gewohnt-ruhiger Manier seinen Text, der mal wieder belegt, daß der Wolfsburger Gesangsunterricht genommen hat und dieser auch fruchtet. Nach ein paar gekonnten Tempiwechseln erwartet uns dann endlich der Refrain, der ohrwurmmäßig ins Blut übergeht. Hervorragend.
Das zweite Stück, "Viel zu tief", klingt ähnlich, erfreut uns diesmal aber mit einem deutschen Text, der in typischer OOMPH!-Manier angenehm krank und gestört klingt. Alle Neurosenfanatiker werden aufatmen, sich ein wenig angesprochen fühlen.
Als Fazit muß man schon erwähnen, daß sich im Vgl. zur letzten LP nicht viel getan hat am Grundgerüst, aber, und das ist mein voller Ernst, diese MCD ist/wird GEIL! Also am 14.05. direkt als Zusatz zur DM-CD bunkern!

DJHorn

 

DEATHLINE INT´L - Cybrid (CD/Nova Media)

Mit neuem Line up hat sich auch bei Deathline Int´l einiges verändert, daß neue Album "Cybrid" wirkt ausgereifter als die vorherigen, treibende Beats gepaart mit aggressiven Gesang runden den metallastigen Sound ab und verleihen dem Album elektronische Brachialität. Bei den elf neuen Songs wären "Destroy", "You can feel it" und "You kill me" hervorzuheben, auch wenn sie sich nicht stark von den restlichen Stücken, ausgenommen von "Falling from grace", unterscheiden, sind diese am interessantesten und durchaus tanzbar. Die anderen Stücke nerven durch zu starken Gitarreneinsatz und auch Count´s Stimme wäre weniger aggressiv und verzerrt vorteilhafter. Wie der Song "Falling from grace" zeigt, welcher vollkommen aus dem Konzept des Albums fällt, von vollkommener Ruhe geprägt und mit weiblichen Back up Gesang unterlegt ist. Irgendwie fehl am Platz und dennoch ganz interessant, Deathline Int´l zeigen das sie auch anders können...

Miss H.

PS: Diese CD stellen wir Euch am 27.04.01 auf der RP im Rahmen von "SYNTHETIC PAIN - Preview" im Club Nightlife vor. Zu gewinnen gibt es uch ein paar Einheiten!

 

V.A. - Accession Records Vol. 1 (CD/Accession Rec.)

Zum 5-jährigen Labelbestehen "beschenkt" sich Accession Records selbst. Der erste Labelsampler ist eine absolutes Muß für Freunde elektronischer Musik! Zumal die 17 Tracks zum Midprice im Angebot stehen. Die aufstrebende Plattenfirma bietet alles auf, was ihr derzeit zur Verfügung steht, von den "Labelinternen" Gruppen DIARY OF DREAMS und DIORAMA, die jeweils gleich zwei Tracks beisteuern, über die neuen Senkrechtstarter ASSEMBLAGE 23, die von ihrer ersten CD "Contempt" den Song "Anthem" geremixt bereitstellten hin zu etablierten, und jetzt gewonnenen Gruppen wie PSYCHE oder auch HAUJOBB und CLEANER. Neben ein paar weitern Bands möchte ich noch eine besonders herausstellen, die mir in dieser Form erstmalig auffiel: CUT.RATE.BOX, nach dem 2000er Album "New religion" bilden die ebenfalls mit "Zionsank" und "In your eyes" (feat. Stefan Netschio, BEBORN BETON) zweifach enthaltenen Amerikaner einen der Höhepunkte, die sich auf dieser Compilation allerdings die Klinke in die Hand geben. Es fällt schwer, Songs auf dieser Zusammenstellung hervorzuheben, da die qualitative Dichte enorm hoch ist, jedoch möchte ich noch "Unbreakable" von PSYCHE erwähnen, die im Juni ihrer ersten Longplayer auf diesem Label veröffentlichen werden und aus anderer Hinsicht CLEANER mit dem Cover zu "Fun to be had" (NITZER EBB), welches aber nur durch die Anfangssequenz zu erkennen ist, die einfach komplett übernommen wurde. Wieso daraus nicht einfach ein anderes Lied mit eigenständigem Titel machen, anstatt diese scheinbarer Aufmerksamkeit erregen, die in meinen Augen aber komplett nach hinten losgeht.
Egal, auch dieser Wermutstropfen beeinflußt den Gesamteindruck nicht nachhaltig: Dieser Sampler ist die beste Gelegenheit, alle Bands dieses Labels kennenzulernen und einzuschätzen. Es lohnt sich!

DJHorn

 


© by General H`01