Kritiken

DIE ÄRZTE - Geräusch (DCD/Hot Action Rec) - Info: www.bademeister.com

Lange ist es her, daß DIE ÄRZTE ein Studioalbum veröffentlichten. Zur besseren Überbrückung kam zwar mit "Unplugged - Rock'n'Roll Realschule" letzes Jahr Ablenkung ins Haus, aber so richtig konnte dies auch die vielen Fans nicht vertrösten.
Anfang Oktober 2003 war es dann soweit: Mit "Geräusch" kam direkt eine Doppel-CD heraus, u.a., weil jede große [Rock-]Band ja mindestens einmal eine Studio-DCD rausbringen muß, so DIE ÄRZTE. Das Geile daran ist, daß dies qualitativ nicht mal auffällt, im Gegenteil, ich bemerke bei diesem Release weniger Längen als beim letzten Longplayer "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!". Ok, nach wie vor halte ich die meisten Gesangseinlagen von "Neu"-Mitglied Rod Gonzalez , der sich für meinen Geschmack zu sehr selbst feiert und zudem immer sehr gezwungen cool singt, für minderwertiger, als wenn Bela oder Farin uns gesanglich die Aufwartung machen, aber das geht hoffentlich vielen Alteingesessenen ÄRZTE-Fans genauso...da war mir klar Hagen lieber, der sich nie so in den Vordergrund drängte, abgesehen davon, daß dieser nur live dabei und kein Vollmitglied der Band war.
Aber dies nur am Rande.
Daß bei den ÄRZTEN das Selbstbewußtsein und die Selbstironie stets einhergehen, wird dem Hörer gleich beim ersten Song klar: "Als ich den Punk erfand" ist allein textlich so genial, daß man sich gut vorbereitet fühlt für die noch folgenden 25 Songs, die in ihrem Variationsreichtum kaum größer sein könnten. Was dabei allerdings auffällt ist, daß auch in elektronischeren bzw. ruhigeren Stücken wie z.B. "Besserwisserboy" oder "Der Tag", beide übrigens wie fast alle Tracks einfach mit hinreißenden Texten, immer an mindestens einer Stelle die fetten Gitarren einsetzen. Eine Ausnahme bildet hier an sich nur "Jag aeskar sverige" [ok ok, auch "Dinge von denen", die 2. Single, ist rockfrei, sogar ausnahmsweise ein anspechendes Rod-Lied!] einem atmosphärisch-verträumten Stück, welches gerade in den Wintermonaten Bock auf Urlaub macht, ein wenig Fernweh auslöst, muß dieses auch nicht unbedingt nach Schweden führen, dem scheinbar besungenen Land.
Angenehm röhrende Gitarren verbunden mit einer sehr relaxten Lebensweise offeriert "Ruhig angenehm", aber Vorsicht: Extrem gefährliches Wohlfühllied, welches zur Faulheit erziehen könnte...*g*...welch angenehmen Lebensmotto, nur Arbeiten macht zwar frei, aber sicher nicht glücklich...-)
Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich mein immer noch größter Favorit dieser DCD: Lustigerweise handelt es sich da gleich um die Vorauskopplung "Unrockbar" [unflashbar? unfickbar?], die derart ins Blut geht und dabei so einen unheimlichen Charme entwickelt, daß ich mich selbst dabei ertappe, wie ich mir auf "Studentenparties" wenigstens mal den Song wünsche, damit ich musikalisch nicht nur kotzen muß den langen Abend lang [nicht wahr, F.?]. Einfach fabelhaft, wie sich in diesem Song der elektronisch verspielte Break in ein fettes Gitarrenriff mit noch fetterem Baßlauf wandelt: Wahnsinn! So als würde man drei weitere Endstufen zuschalten, urgewaltätig, Ohren vergewaltigend, mitreißend. Vor diesem Hintergrund eine Empfehlung: Die zugehörige MCD bietet mit dem Song "Kontovollmacht" einen wirklich geil ironischen Bonustrack, der das scheinbare Wesen des Punk sehr treffend auf die Schippe nimmt.
Immer wieder überrascht diese DCD auch mit gesprochenen Intros, sprich Fremdstimmen, oder auch Gastsängerinnen, [noch einmal sei "Der Tag" erwähnt, *sweet* ]. Außerdem erwischt man sich ständig dabei, wie man die Texte auf eigene Lebenssituationen projiziert, seien es auch melancholische Stimmungen ["Anders als beim letzen Mal", oder wie wäre es mit "Nichts in der Welt", einem Stück, welches nicht nur letztens mal wieder wundervoll ins Leben paßte...Farin Urlaub vermacht uns: "Ich will nicht begreifen, jeder Mensch ist für immer allein - Liebe ist nur eine Traum - eine Idee und nicht mehr" - dieser Text ist wirklich desillusionierend, aber: Immer weiter machen [O. Kahn] *g*]
Bevor dies nun die längste Rezension in meiner Geschichte wird, verrate ich Euch noch mein Resümee: "Geräusch" ist eine hervorragende Veröffentlichung. Eigentlich kommt man an diesen Silberlingen nicht vorbei, ob als Teenie, Heranwachsender oder im noch weiter fortgeschrittenen Lebensalter. Eines der besten ÄRZTE-Alben ever! Punkiger als jede aktuelle TOTEN HOSEN-CD, dabei z.T. mit dem typischen Mitgröhlcharakter, der bei den 80er-Scheiben dieser als größten Konkurrenz angesehen Band aus Düsseldorf begeisterte, was wohl in keinem bewußten Zusammenhang steht...aber mir nun eine Erwähnung wert war...
KAUFEN! Und dazu heißt es Pilgern zur nächsten Tour!

H-Punkte 5,5 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



MELOTRON - Sternenstaub (CD/Synthetic/SPV) - Info : www.melotron.com

Die PUR der Electro-Szene schlagen wieder zu ! Und gerade ich, der noch nie etwas mit dieser eklatanten Mischung aus Schlager, Pop und elektronischer Musik anfangen konnte, soll nun diese CD verreißen. Aber so einfach ist es dieses Mal nicht. Denn MELOTRON überraschen mit "Sternenstaub" z.T. sogar mich. Ein Großteil des Schmalzfaktors wurde endgültig abgelegt, die frappierende Ähnlichkeit mit AND ONE ist nun auch nicht mehr derart offensichtlich, wie noch auf den Vorgängeralben. Hinzu kommt, dass MELOTRON mit "Der Anfang" einen wirklich großartigen Song geschrieben haben. Dieser Titel hat es mir nach einigem Hören angetan. Fast hymnisch kommen die Klänge daher, die Stimme von Andy Krüger bettet sich zudem sehr gut in diesen Soundwall ein. Könnte sehr gut die nächste Single werden. Danach folgen 3-4 eher mittelprächtige Popnummern, die auch auf älteren Releases ihren Platz hätten finden können und die mich nicht gerade überzeugen. Dann jedoch gibt es mit "Kein Morgen" und "Kein Problem" zwei nette Nummern, die auch für die Tanzfläche sicherlich sehr gut geeignet sind. Textlicher Höhepunkt in "Kein Problem" sicherlich die Aussage "Jeder weiß, dass der Kanzler ein Lügner ist". Mal schauen, wieviele Juso-Vertreter sich in der nächsten Zeit im MELOTRON-Gästebuch verewigen werden!
Schließlich kann mich "Mediensturm" noch überzeugen. Ein sparsam instrumentierer Titel, der zudem ruhig und nicht aufdringlich daher kommt. Insgesamt also ein durchaus verträgliches Album für MELOTRON-Verhältnisse. Zwar gibt es immer noch viele Belanglosigkeiten, austauschbare Tracks, jedoch z.B. mit "Der Anfang" auch großartige Popnummern. Und wie gut, dass man dieses Mal auf eine Coverversion verzichtet hat.... !

H-Punkte: 3,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav


Ja, ich muß meinem Kollegen vollkommen beipflichten, "Der Anfang" ist mit Abstand der geilste Track dieser Plastikscheibe. Man könnte ihn soz. eine gemeinsame kleine Liebe nennen -) [Hehe...und denk immer daran, wenn Dir langweilig ist: G. f.! -)....]
Es ist schön zu bemerken, daß MELOTRON nicht mehr nur noch die Reinhard Mey-Fangemeinde befriedigen wollen, sondern auch stabile Popmusik mit netten Soundspielereien und pumpenden Bässen für normalsterbliche Nicht-Weicheier. Obwohl es schade ist, daß Andy Krüger auf Pressefotos immer noch das maximale Bemühen zeigt, wie sein großes Vorbild Dave Gahan zur "101"-Zeit auszusehen bzw. sich in Pose zu stellen. Ich finde es auch nicht wirklich förderlich, so schreierische Textzeilen wie "Jeder weiß, dass der Kanzler ein Lügner ist" einzubauen, auch wenn dieser Satz mittlerweile eine allgemeine Wahrheit darstellt, so sollte man Aussagen zu dieser Thematik doch lieber Bands wie den KASSIERERn vorbehalten ["Wer hat uns verraten? - "..."]...nein, im Ernst, ich nehme Andy Krüger nicht ab, daß er die Instanz darstellt, die entscheiden darf, ob dieser Sachverhalt so ist oder etwa doch nicht. Für mich eine unangebrachte Aufspielerei eines Wichtigtuers, den er seit dem ich ihn erstmalig live sah mimt. Wäre zu wünschen, daß der Herr mal von diesem Trip ´runterkommt und authentischer wird, den Superheld und Frauenschwarm nehme ich ihm nämlich nicht ab....man man....was hat das mit dieser CD zu tun? Nichts! Und das ist auch gut so -)

H-Punkte: 3,5 [Skala 1- 6] [Oui! Mon ami!]

DJHorn

 



PLASTIC - Black colours (CD/Accession/EFA) - Info: www.plastic-music.de

Beim ersten in-den-Player-Schmeißen fiel mir zuerst auf, daß dieses neue Erzeugnis von Matthias Ewald im Vgl. zum Erstwerk "[kunst]:Stoff" synthi-pop-lastiger klingt, dabei aber ungemein ausgereifter und vor allem reizender. Der von ihm propagierte Spruch "Don´t try to resist!" nimmt ernsthafte Formen an! Meinem ersten Höreindruck folgen unweigerlich weitere, ohne Pause...ich konnte nur mit viel Ignoranz dieses Pits & Lands-codierte Scheibe wieder aus meinem Wiedergabegerät entfernen...und nach Erstellung dieser Rezi geht das Spiel von vorne los....-) Zwar fallen soundtechnische Parallelen zu Werken von ASSEMBLAGE 23 auf, aber sind wir ehrlich: Es ist schwer, in der heutigen Zeit gerade im Synthi-Pop-Bereich vollkommen eigenständige Produkte zu schaffen, auch wenn es doch glatt Fachmagazine gibt, die bei völligen Plagiaten und Sichselbstkopieren von "eigenem Stil" oder gar "neu erfunden" sprechen...man mag dieses Gehype ins Reich des geistigen Dünnschisses verbannen...
Nun gut, zurück zum Thema, die Qualität der Arrangements und des Gesangs ist so gleichbleibend, daß es mir mal wieder schwer fällt, ein paar Favoriten für Euch herauszuarbeiten, nicht gerade DJ-freundlich, aber hörkundenorientiert...war beim letzen Longplayer noch ein Coverstück mein Fave, so sind es nun "eigene" Stücke, am ehesten "Sector blue", welches einen unwiderstehlichen Beat enthält, den man wohl in einer 20min-XXL-Maxi-Version noch weiter hören wollte, dazu den Titeltrack "Black colours", der mehr gesangversetzt ist und sicher auch eher ein Tänzchen ermöglicht...ähnlich wie die Vorabsingle "Sense of life", die mit ihren Sounds ähnlich plastisch und präzise klingt wie die Vielzahl der dargebotenen Elektroniksequenzen.
Also: Einfach mal in den Plattenladen gehen und eine Hörprobe verlangen! Wer Synthi-Pop mit leichte Electroeinschlag mag, kann eigentlich auch direkt damit zur Kasse vordringen...

H-Punkte 5,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



DIETER BOHLEN - Hinter den Kulissen (CD/Hansa BMG) - Info : www.bohlen-fanpage.de

Der DIETER BOHLEN-Hype nimmt kein Ende. Nach "Deutschland sucht den Superstar", dem Ende von MODERN TALKING, sowie einer peinlichen "Müllermilch"-Werbung kam kürzlich nun das zweite Hörbuch von Dieter auf den Markt. Nach dem großen Erfolg von "Nichts als die Wahrheit" pinkelt der gebürtige Oldenburger nun mit seiner aufklärerischen Art einigen anderen prominenten Zeitgenossen wie z.B. UDO JÜRGENS, HARTMUT ENGLER oder THOMAS ANDERS genüßlich ans Bein. Insgesamt fällt "Hinter den Kulissen" dürftiger aus, als "Nichts als die Wahrheit". Die Stories sind teilweise nicht wirklich spannend und oft hat man das Gefühl, dass die Gechichten mit heißer Nadel gestrickt wurden. Insbesondere wird dies bei den "DSDS" Kapiteln offensichtlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit KÜBLBÖCK und co einfach nichts anfangen kann. Ich denke, dass "Hinter den Kulissen" ein Schnellschuß von Bohlen und der Schreiberin KATJA KESSLER ist um weitere Millionen zu scheffeln. Nicht zuletzt das ständige Blättern von DIETER BOHLEN im Studio wird auf der CD deutlich hörbar. Ob dies so sein sollte ?

Kommen wir nun aber zu den angenehmeren Dingen dieses Hörbuchs. Endlich hat mal jemand die Stirn, als prominente Instanz sozusagen, den größten Heuchler und Vertreter der "political correctness" hier in Deutschland, nämlich HARTMUT ENGLER, öffentlich anzugreifen. Wie lange habe ich darauf gewartet ? Für mich war es immer schon unverständlich, wie man mit solch einer Frisur über Jahre hinweg die Öffentlichkeit belästigen kann. Der Schwarm aller Hausfrauen mit Dauerwelle und Diddl-Maus im Auto bekommt hier nun endlich sein Fett weg ! Gut so, Dieter !!! Brilliant einfach die Beschreibung der wohl zu kurz geratenen ENGLER-Natter nach einem Intermezzo im Swimmingpool. Hervorragend auch, wie Dieter quasi mit links einen "Kult" zerstört, nämlich den von abgehalfterten ZDF-Redakteuren, die der Hackfresse ausm Schwabenländle in 10-15 Jahren spätestens den "Bambi" für sein Lebenswerk überreichen werden!

Die Geschichten über UDO JÜRGENS, HARALD JUHNKE oder STEFAN RAAB fallen hingegen unspektakulär aus. Hier hätte ich mehr erwartet. Die göttliche Beschreibung WOLFGANG JOOPS hingegen ist mal wieder ein Höhepunkt dieser CD. Was eh schon jeder wusste und mit massig Vorurteilen belegte, füttert Bohlen hier mit neuen Informationen und Beschreibungen. Sehr schön! Mit dem Kapitel über THOMAS ANDERS hat der Dieter sich jedoch wohl ein wenig ins eigenene Fleisch geschnitten, denn mittlerweile ist bewiesen, dass nicht alles ganz der Wahrheit entsprach. Zumindest was den angeblichen Auftritt von MODERN TALKING in den Staaten angeht, bei dem nur THOMAS ANDERS erschienen ist und der ein Grund für die Trennung darstellte, laut Bohlen. Es handelte sich offiziell um ein Konzert von THOMAS ANDERS und seiner Band, die wohl u.a. auch MODERN TALKING-Hits gespielt haben. So oder so - möge diese großartige Band in Frieden ruhen ! Ebenso merkwürdig erscheint DIETER BOHLENS Nörgelei bezgl. der Gesangskünste von THOMAS ANDERS. Wurde diese auf "Nichts als die Wahrheit" noch in den höchsten Tönen gelobt, bekommt er nun auf "Hinter den Kulissen" sein Fett weg. Opportunismus pur !

Auch "Hinter den Kulissen ist wieder ein großer Erfolg. Und ganz sicher hat auch dieses Hörbuch seinen Unterhaltungswert. Ich hoffe auch, dass es noch weitere Hörbücher von DIETER BOHLEN geben wird. Aber vielleicht beim nächsten Mal etwas mehr Recherche, ein wenig mehr akribisches Arbeiten (so wie bei "Nichts als die Wahrheit") und dann wird das nächste Buch sicher auch wieder ein Knaller !

H-Punkte: 4,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



DIE KASSIERER - Männer, Bomben, Satelliten (CD/Teenage Rebel Rec) - Info: www.kassierer.com

Nach langer Zeit des leider nur noch Live-Erlebens dieser Band erschien nun endlich neues Studiomaterial [aus der Machlewski-Straße in Berlin?] der mächtigen KASSIERER aus Bochum. Und es ist in jeder Hinsicht ein Lichtblick, denn "Männer, Bomben, Satelliten" haut endlich noch mal richtig rein, ist in jeder Hinsicht intellektuell primitiv gelagert. Asoziale, aggressive Texte, nie ohne einen Schuß Humor, wie man sie zuletzt vom Album des Jahres 1996 ["Habe Brille"] kannte. Die Gitarren krachen ordentlich und sorgen für Pogoatmo, auch zuletzt schon auf einem Konzert in Köln, auf dem die meisten die Songs noch kaum kannten. Ein gutes Zeichen, daß man sein Ziel mit diesem Album erreicht. Aber eine klare Warnung [Achtung, liebe Kinder und humorlose Gothen/EBMler/Zum-Lachen-in-den-Keller-Geher]: Wer mit solch zwar lustigen, aber über alle Maßen krassen Texte nix anfangen kann, der sollte gleich die Finger von diesem Erzeugnis lassen, weil, wer in seinem Leben gar nie mit den Worten "Ficken" oder "Votze" [wie wir seit den ÄRZTEN usw. wissen mit "V", was GV?] konfrontiert wird, würde den ultimativen Kulturschock erleben. Dieser selbst ernannte Qualitätspunkrock ist nun mal nichts für Zartbesaitete. Wobei, in diesem Falle sollte man sich wenigstens "Das politische Lied" anhören, womit man zwar recht einfach ins gleiche Horn wie der größte Anteil der Bevölkerung stößt ["Wer hat uns verraten? - Die Sozialdemokraten" -)], jedoch muß das ja auch mal jemand besingen. Jovial, fast sympathisch, kommt Sänger Wolfgang in "Partylöwe" ´rüber, ein Lied über seine [?] Partyangewohnheiten, in erster Linie das weibliche Geschlecht betreffend. Welche Frau würde solch einen attraktiven und freundlichen Herrn nicht ran lassen? Zudem er doch einen "Schönen Hodensack" besitzt, auch eine riesen Lachnummer auf diesem Silberling. Wolfgang Wendland ist sicher der erste Gruppenleader, der seinen weltschönsten Genitalbereich besingt. Demnächst folgen im Rahmen eines Doppelkonzertberichtes noch hervorragende Bilder dieses Wunderwerks der Anatomie. Thematisch verwandt sind der erste Track "Ich bin faul" und "Schnaps und Bier" - man könnte meinen, die Texte kämen gar meinem Gusto nahe, aber ist es nicht so, daß fast alle diese Texte mir sehr nahe stehen? Und irgendwie kann wohl jeder etwas damit anfangen, wenn ein Track mit der mehrfach wiederholten Parole "Arbeit ist scheisse!" startet. Ruhigere Nummern wie "Für Udo" [Jürgens] oder "Mein Gehirn, dein Gehirn" folgen anschließend. Gekennzeichnet von scheinbarer Selbstüberschätzung und übergeschnappten Ideen, so kennt man die KASSIERER, immer noch Einen drauf legend. Und selbst, wenn Wolfgang mal völlig schief singt, kann man davon ausgehen, daß es einfach nur Absicht ist, wenn man davon absieht, daß er natürlich einen sehr eigenen Gesangsstil sein Eigen nennt. Freundlich ausgedrückt. Am Rande des asoziales Abgrundes befindet sich dann wieder "Hoch den Rock, rein den Stock", ohne Stock sicher eine gängige Praxis, die aber gerne totgeschwiegen wird. A..., v... - scheissegal [sich selbst zensierend...]. Wie soll man aber auch bei solch einem Machwerk im Player ganz normal bleiben? Unmöglich...
"Männer, Bomben, Satelliten" erinnert aufgrund einer ähnlichen Struktur stark an eines der besten Alben "Der heilige Geist greift an", die Analogie zum damaligen Song "Die Scheide von Kristiane Backer" ist hier "Die Pisse von Rudi Carell"...sicher streitbar, dieser Stil, aber wer DIE KASSIERER liebt, der erwartet dies und nichts anders von den vier lustigen Ruhrpöttern. Was sie in meinen Augen allerdings nicht nötig haben, sind Fußballhymnen wie "Kommste mit ins Stadion", da gibt es genug Bands aus diesem Bereich, die sich diesem Segment verschreiben. O8/15-Trinkliedisch ist leider auch "Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist" [wobei dieses Liedgut sehr erfolgsversprechend anfängt...nur der Refrain zieht es dann völlig runter...schade...], ein Song, der live sicher schnell zum Repertoire gehören wird, mir aber zu trivial ist - es geht doch schließlich um intellektuelle Primitiviät -)). Herausstechend sind dann noch "Meister aller Fotzen", stilistisch völlig anders, nahezu nach KNORKATOR klingend, metal-angehaucht, sowie "Du läßt Dich geh´n", eine beziehungstechnisch einfühlsame Ballade, die nachdenklich macht und fast ein wenig bedrückend wirkt. Klar, daß normale Prollpunks solche Lieder ablehnen. Ich finde es aber gut, daß man auch mal die sensible Seite [so es diese denn wirklich ist...] Wolfgangs´ kennenlernt, sieht man ihn doch sonst nur komabetrunken & splitternackt am Mikro, wobei man ihm selbst da nie absprechen kann, daß er intellektuell den meisten Gästen überlegen ist.
Als Outro folgt eine weitere Parallele zum o.g. Album "Der heilige Geist greift an": "Die Kassierer, was ist das eigentlich (Teil2)?", eine selbstironische Betrachtung der mächtigen KASSIERER...da darf und kann man nicht widersprechen...
Allein schon, weil es lange keine Asi-Fun-Punk-Scheibe mehr mit dieser Qualität gab, bekommt diese die volle Punktzahl und reiht sich bei mir in diesem Jahr ein bei SPETSNAZ - "Grand Design" und nat. AND ONE - "Aggressor"... Viele von Euch werden sicher keinen [intellektuellen *g* hurz!] Zugang zu diesem Album finden, aber wer ein wenig derben Humor versteht, sollte die Hörprobe wagen und vor allem einfach mal ein Konzert dieser Gruppierung besuchen, ein unvergeßlicher Moment!

H-Punkte 6,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



SCOOTER - Jigga Jigga! (MCD/Sheffield Tunes) - Info: web.scootertechno.com

Ich gebe ja zu, dass ich eine SCOOTER-Rezension nur voreingenommen schreiben kann. Als großer Fan dieses Trios sehne ich natürlich jeder Veröffentlichung heiß entgegen und bin ab und zu sicherlich auch ein wenig unkritisch. Die neue Single "Jigga Jigga!" jedoch war selbst für mich eine kleine Überraschung und ich halte sie für die beste Veröffentlichung seit langer Zeit. Nach den eher etwas farblosen Singles "Weekend" und "The Night", die beide immer noch im alten Stil (also H.P.`s shoutings + high pitched voices) daher kamen und der Coverversion des MARC ARCADIPANE-Klassikers "Maria (I like it loud)" überzeugt "Jigga Jigga!" mit einer genialen Mixtur aus H.P. Baxxters "Gesang", imponierenden Trance-Synthis und einem faszinierenden Refrain, gesungen von Nikk, der Frau des Keyboarders Rick. Allein diese Hook könnte ich mir momentan den ganzen Tag geben und immer wieder die Repeat-Taste des Players betätigen. "Jigga Jigga!" erinnert mich zudem stark an das SCOOTER-Nebenprojekt RATTY und deren Track "Sunrise (Here I am)" - ebenfalls eine geniale Trancenummer, die ich vor zwei Jahren lieben gelernt habe. Mit dem instrumentalen "Clubmix", sowie der "Extended Version" gibt es zwei sinnvolle Ergänzungen, die auch "Feinde" der Band überzeugen könnten, denn immerhin verzichtet man in einem Fall auf H.P. Baxxter. "Shinjuku" ist eine niedliche Nummer mit japanischem Einfluss, jedoch ohne große Höhen und Tiefen. Alles in allem eine Maxi, die lohnenswert ist !

H-Punkte: 5,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



SCHILLER & HEPPNER - I feel you (MCD/Island Universal) - Info: www.schiller-weltreise.de

Gäääääääähn! Da braucht wohl jemand wieder einmal Geld! Oder wie sonst ist es zu erklären, dass es erneut zu einer Zusammenarbeit zwischen SCHILLER und Peter Heppner gekommen ist ? Nach der durchaus akzeptablen Single "Dream of you" kommt nun der zweite Streich des Hamburger Duos mit dem WOLFSHEIM-Sänger. Aber dieses Mal plätschert der Track über fast 7 Minuten Spielzeit vor sich hin. Die Vocals sind an Gefühlslosigkeit kaum zu überbieten. Nicht mal ein Synthi, der hervorsticht oder eine Melodie, an die man sich danach erinnert. Einfach nur trockene Beats und ein Peter Heppner kurz nach dem Einlauf. Das braucht doch nun wirklich kein Mensch. Trotzdem wird das Teil mit Sicherheit wieder die Charts entern und für Furore sorgen. Nur weil der gute Peter wieder einen Pfurz von sich gegeben hat. Sowohl der Mix von SONO als auch der MELLOW TRAX-Remix können diese Maxi nicht bereichern. Nach wie vor präferiere ich das Gastspiel Peter Heppners bei GIRLS UNDER GLASS. "Reach for the Stars" war und ist ein toller Song. Vielleicht in Zukunft weniger auf das Geld schielen und die Sachen annehmen, die sich auch wirklich MUSIKALISCH lohnen! Dieser Song hätte es doch nicht einmal auf ein WOLFSHEIM-Album geschafft.

H-Punkte: 1,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



PZYCHO BITCH - The day before (EP/Minuswelt) - Info: www.pzychobitch.com

Ich muss ehrlicherweise zugestehen, dass ich von dieser Band vorher noch nie etwas gehört oder gelesen habe. Die 8-Track EP "The day before" hat mich nach dem ersten Hören positiv überrascht. Mein erster Eindruck war, dass es sich um eine Mischung aus LORDS OF ACID und FRONT 242 (späte Phase) handelt. Insbesondere der Opener "Breakdown" erinnert zum Teil mehr als offensichtlich an den FRONT 242-Song "Animal". Sogar die Distortion auf der Frauenstimme wurde quasi 1:1 übernommen. Nichts desto Trotz wissen alle 8 Tracks mehr oder weniger zu überzeugen. Die Titel sind zum Teil sehr verschachtelt, bieten überraschende Samples und viel verzerrerte Beats und Percussions. Der Song "Insane" erinnert in seinen besten Momenten gar an eine meiner Lieblingsbands aus den 90er Jahren, SOME MORE CRIME. Die provokant akzentuierte Stimme der Sängerin Sina passt wirklich gut ins Klangbild. Ab und zu wünscht man sich vielleicht noch etwas mehr Gekreische. Schließlich finde ich es bemerkenswert, dass die Band sich abseits der "Szene" bewegt und auf Futurepop-Elemente oder klischeeüberladene Texte verzichtet. PZYCHO BITCH bietet viel eigenes Potenzial und könnte für frischen Wind sorgen. Zu Wünschen wäre es dieser Band, auch wenn man vielleicht auf eine Tour mit IN STRICT CONFIDENCE verzichten sollte...

H-Punkte: 4,5 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



TERMINAL CHOICE - Rockstar (MCD-Bonus bei "Reloaded"/Out of Line) - Info: www.terminal-choice.de

Wie armselig ist denn bloß dieses mir vorliegende Elaborat ? Da will wohl jemand verdammt nach MARILYN MANSON klingen! Wenn das Original bei mir schon Brechreiz verursacht, so kann ich natürlich auch mit diesem Klon nichts anfangen. Billigste Gitarrenriffs und ein klischeeüberladener Text, der wirklich alles konzentriert , was an "Szene" so richtig scheiße ist! Allein die Zeile "You have the girls, have the sex, have the drugs, have the glamour - you`re a fucking Rockstar" benötigt eigentlich keinen weiteren Kommentar. Das ist derart abgelutscht und altbacken, dass ich mich frage wieviel Selbstbewußtsein man heutzutage noch aufbringen muss, um so etwas auf CD pressen zu lassen. Aber lassen wir den Gothic-Girlies ihren Christian Pohl. Sie werden sicher auch auf "Rockstar" abfahren! Mag sein, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne und jetzt die erste Rufe aufkommen: "Wer im Glashaus sitzt..." aber auch ich bin Hörer und darf meine Meinung vertreten. Und das hier ist wirklich unter aller Sau! Völlig verdiente 0,0 H-Punkte!

H-Punkte: 0,0 [Skala 1- 6] [Premiere! *TUSCH*]

Le-Rav



Ich finde diese Entwicklung bei TC nur folgerichtig, zumindest wenn man den Geschmack des Herrn Pohl zu Grunde legt...als ich unlängst einer seine hervorragenden DJ-Auftritte in Berlin beiwohnen durfte, spielte der Herr nur Rock und Nu-Metal, und dies in einem "schwarzen" Laden [sitze ich nun auch im Glashaus, Le-Rav? Scheissen wir drauf!]...die ansässigen Schwachmaten fanden das auch noch gut, waren wohl schon durch Mehrfachkonsum indoktriniert -).
So ist nun auch "Rockstar" geworden! Wer MANSON mag, der wird diesen Track sicher nicht lieben, weil diese Menschen bestimmt nicht zu TC tendieren, ok, wären sie neutral aufgeschlossen, dann müßten sie ihm bestimmt seine [schwarzen] Füße küssen, aber soweit wird es nicht kommen...Vielleicht sollte Herr Pohl sich selbst mal zuhören und seinem Imperativ gehorchen: SHUT UP!

H-Punkte: 0,0 [Skala 1- 6] [Gefrierpunkt erreicht...es wintert sehr...]

DJHorn

 

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