Kritiken

PROCEED - Fehlgesteuert (CD/Machineries of Joy) - Info: www.proceedweb.de

Neben der unten besprochenen CD von JOKE JAY hatte ich auch bei diesem Werk das Vergnügen, es Euch mittels einer ReleaseParty im Club Nightlife zu Aachen vorstellen zu dürfen. Wobei diese Plattenkritik mit einem weinenden Auge geschrieben wird, denn Maschinist Daniel des Duos ist, wie kürzlich offiziell mitgeteilt wurde, an Multipler Sklerose erkrankt. Ich möchte ihm von hier aus gute Besserung und Gesundung wünschen im Kampf gegen diese heimtückische Krankheit :( . Sicher nicht nur für mich gerät durch solche Nachrichten die Musik in den Hintergrund. Trotzdem hier nun ein paar Worte zum Album der beiden Ostdeutschen:
Bei "Fehlgesteuert" handelt es sich um eine klare Old-School-EBM-Produktion. Niemand, der unter dieser Prämisse bzw. bestenfalls mit diesem Geschmack ausgerüstet an dieses Album geht, wird enttäuscht werden. Kräftig pumpende knallharte Beats hämmern fast ausnahmslos durch jeden Song, oftmals fühlt man sich an Sequenzen der skandinavischen EBM-Helden POUPPEE FABRIKK erinnert, gehört diese Band doch neben NITZER EBB zu den Favoriten der beiden Musiker. Aber dies macht das Album dadurch nie zu einem Abklatsch alter Musikwerte, nein, es stellt eher eine Symbiose aus vielen liebgewonnenen Sounds und Stilen her, abgemischt mit den Mitteln der Neuzeit. Kritisch anmerken muß man dabei lediglich, daß es zeitweise zu wenig Abwechslung gibt, die Unterschiede der Lieder nicht besonders hervorstechen, sowie ein paar texliche Inhalte etwas schreierisch stumpf wirken. Eine Ausnahme bietet hier mein Favorit "Auf Kurs", der zwar wohl der ruhigste Track dieses Silberlings ist, aber trotzdem vor allem durch den Gedang von André ordentlich Druck ausübt. Aber trotz diesem kleinen Wermutstropfen fliegen einem die genialen Synthisounds auf "Fehlgesteuert" stetig nur so um die Ohren, Kraft und glasklare Dynamik beherrschen das Bild. Neben o.g. gefallen mir "Point of view" und vor allem der SPETSNAZ-Remix von "Nur ein Versehen".
Wer Old School-Electronic Body Music auf seinem musikalischen Wunschzettel hat, der sollte dieses Werk zumindest probehören, eig. ist aber ein Kauf in diesem Fall Pflicht!

H-Punkte 5,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

Seite der ReleaseParty vom November 2004

 



ENDANGER - Addicted to the masses (CD/Infacted) - Info : www.endanger.de

Ein sehr "rundes" Erlebnis ist die neue Scheibe der Göttinger Synthipopformation ENDANGER. Auf "Addicted to the masses" finden wir 10 sehr poppig instrumentierte Songs, die sich sofort als Ohrwürmer etablieren. Der Albumname ist sicher Programm, die Band selbst bezeichnet ihre Musik mittlerweile als "massenkompatibel" und dies ist sicherlich nachzuvollziehen. Die Härten und Kanten der Vorgängeralben "Motion" und "Eternalizer" wurden dieses Mal bewusst weggelassen, zu Gunsten von sehr warmen Synthiflächen und Melodien. Ebenso gibt es hervorragende Trance-Einlagen, die mich natürlich besonders freuen ("Victory of the heart", "Spark"). Die beiden deutschen Songs "Bist Du bereit ?!" und "Spürst Du`s nicht ?!" gefallen mir auch ausgesprochen gut, denn glücklicherweise wird man nicht allzu peinlich oder aufgesetzt sentimental, wie es ja in der Electroszene sehr ausgeprägt ist, wenn man in Deutsch singt. "Give me a reason", der Opener der CD, ist einfach hervorragende Popmusik und mein persönlicher Favorit auf "Addicted to the masses". Von diesem Titel gibt es auf dem Album noch diverse Remixe ("Assemblage 23", "NamNamBulu", "Hecq" und nicht zuletzt die vielleicht einigen bekannte Band "Massiv in Mensch" haben sich diesen Titel "vorgenommen"). Ein Album, welches man genüßlich "in eins" anhören kann und das ist mittlerweile wirklich selten geworden!

H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



JOKE JAY - Fiasko deluxe (CD/Wannsee Rec.) - Info: www.jokejay.de

Wie ein Soloprojekt anmutend steckt hinter JOKE JAY doch mehr als der gleichnamige ehemalige Sänger und Spielgefährte von AND ONE, ist es doch aktuell ein 3-Mann-Projekt. Vor einiger Zeit kam deren Erstlingswerk "Fiasko deluxe" heraus, welches durchaus eine Steigerung nach der MCD "Angefixxt" entspricht. Zwölf lustige und abwechslungsreiche Tracks, die aber nur im Entfernten an AND ONE erinnern, warten auf den Hörer. Wenn sie auch oftmals weniger vielschichtig als vorgenannte Produktionen wirken, haben sie doch einen eigenen Charme. Vieles wirkt, wie von Joke bekannt bissig ironisch und keinesfalls düster, eher poppig im 80er Style bis kräftig beatlastig, dabei glasklar arrangiert.

H-Punkte 4,5 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



EUROPE - Start from the dark (CD/Sony) - Info: www.europetheband.com

13 Jahre ist es nun her, dass uns die schwedische Synthi-Rock-Legende EUROPE ein Album bescherten. Damals war ich noch glühender Anhänger von Joey Tempest und seinen Jungs. Mit THE FINAL COUNTDOWN, dem größten Erfolg der Band, werden die 5 noch heute identifiziert, jedoch gab es eine Vielzahl an besseren Songs. Nicht zuletzt das völlig untergegangene Album "Out of this world" aus dem Jahr 1988 war eine hervorragende Mischung aus bodenständigem Rock, Synthieinlagen und Popelementen. Hinzu kommt, dass Joey Tempest ein wirklich hervorragender Sänger und Songwriter ist. Etwas, dass in der Rockmusik ja leider oft viel zu kurz kommt. Nun also hat sich die Band in ihrer Urbesetzung wieder zusammengefunden und ein neues Album veröffentlicht. Grundsätzlich ist es ja schön, dass man wieder etwas von dieser Band vernimmt, denn sicherlich waren sie Vorbild für zahlreiche Rockacts, die mittlerweile auch viel erfolgreicher sind als EUROPE selbst. "Start from the dark" ist ein sehr einfach gestricktes Rockalbum ohne Ecken und Kanten. Mir fehlen einfach die guten Songs oder Balladen a`la "Carrie". Bereits die Single "Got to have faith" fand ich recht enttäuschend, zudem unterscheidet sie sich nicht wirklich von aktuellen Nu-Metal Veröffentlichungen. Im Prinzip hätte man mit mehr punktierten Einsätzen von Synthis das Album aufwerten können, doch der rauh-erdige Rocksound zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Aber es gibt doch ein paar kleine Glanzlichter: "Flames" beweist Stil und Atmosphäre. Hinzu kommt eine einpräsame Melodie und ein gewisser ROBBIE WILLIAMS-Touch. Mit "Sucker" beweist man ungewohnte Härte, auch nett. Die Gitarrenriffs erinnern sogar ein wenig an RAMMSTEIN. "Spirit from the Underdog" wiederum hat ein sehr schönes, EUROPE-typisches Klavierintro, bevor dann leider harte Gitarrenriffs die "Idylle" zerstören. Schade, denn aus dieser Nummer hätte man noch mehr herausholen können, meiner Meinung nach. Insgesamt bleibt ein lachendes und ein weinendes Auge. Denn ich hätte nach einer so langen Phase nicht mehr an eine VÖ von EUROPE gedacht. Nun kam es doch anders. Das Ergebnis ist sicher nicht gut, es hätte aber auch schlimmer kommen können....

H-Punkte: 3,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 



RAMMSTEIN – Ohne Dich (MCD/Universal) – Info: www.rammstein.de

Ich gebe zu, der Antrieb, diese Rezi zu schreiben, liegt lediglich in der „Mina Harker´s Version“, in der u.a. auch der LAIBACH-Sänger seine gesangliche Interpretation einbringt.
Da ich diesen Remix dauerhaft hörte, kommt mir das Original so fremd und schlecht vor, daß ich es jedes Mal gleich skippen muß. Zu schlecht ist Till´s Gesang [...dem man doch desöfteren ein Nachahmen der LAIBACH-Stimme Milan Fras nachsagt, nicht ganz zu Unrecht] im Vergleich zum einfach genial brachialen von Milan Fras. Und genau dieser macht auch den Unterschied aus, aber Vorsicht, es handelt sich um Track 2, nur benannt nach der Mittätigen Sängerin Mina Harker, die dem ganzen anfangs einen Gothic-Kommerz-Touch gibt. Doch spätestens wenn Milan machohaft grob eingreift, bekommt der Song einen ungewollt komischen Charakter, da es weniger wie ein Duett, denn wie eine Art imaginäres Streitgespräch wirkt. Tja, und sonst? DRECK. Quasi OHNE MICH! Man bedient sich u.a. sakraler Töne, wie passend zum bevorstehenden Weihnachtsfest, nur, WER geht denn bitte schön von den RAMMSTEIN-Fans in die Kirche? Sicher ein paar in die Gruft, aber die will ich mal außen vor lassen. Man kann alle weiteren Abarten des Titeltracks getrost in die Tonne kloppen. Natürlich schade, wenn man sich den Silberling nur wegen eines Stückes kaufen muß, man hätte diese Version auf die Single machen sollen, aber das hätte dann sicher zu sehr am eh zu großen Ego von Till Lindemann & Co. gekratzt. Nur damit man die Wertung nicht falsch versteht: OHNE Laibach-Version gäbe es 1,5 Punkte max... Frohe Ostern mit der Sakraloperette!


H-Punkte 4,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



LIGHTS OF EUPHORIA – Gegen den Strom (CD/Infacted) - Info: www.lightsofeuphoria.de

Ein wirklich gutes und „rundes“ Werk liefern LIGHTS OF EUPHORIA ab. Jedoch frage ich mich nach wie vor, warum man den Titel „Gegen den Strom“ gewählt hat, denn die CD ist sicherlich alles, aber nicht „gegen den Strom“. Ich würde eher behaupten, dass die großen Überraschungsmomente fehlen, auch wenn die Songs an sich sehr homogen und kompakt sind. Zudem besticht die hervorragende Produktion und Auswahl der Gastsänger. Für die Gastspiele ist LIGHTS OF EUPHORIA ja sehr bekannt. Höhepunkt des Albums ist sicherlich „Liquid Lust (Part I)“ – ein treibendes Schmuckstück mit hervorragenden Synthis, die einerseits an JEAN MICHEL JARRE, andererseits an DJ QUICKSILVER erinnern. Auch ein Highlight sicherlich die Single „One Nation“ sowie „The Night“ im FUTUREZONE-Remix. Ich denke, das Album wird einige Clubhits hervorbringen können, denn ohne Zweifel kann man hier von einem reinen „Clubalbum“ sprechen. Ich frage mich nach wie vor, welche Kritikpunkte ich noch aufwerfen kann, aber außer der Tatsache, dass Mastermind Torben Schmidt WERDER BREMEN-Fan ist, bleibt nicht viel übrig ;-)

H-Punkte: 4,5 [Skala 1– 6]

Le-Rav

 



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