Kritiken

DIE FANTASTISCHEN VIER - Viel (CD/Four Rock) - Info: www.diefantastischenvier.de

Welch Wohltat beim ganzen aktuellen Rap- und HipHop-Abschaum, noch mal was von den FANTASTISCHEN VIEREN zu hören. Fünf Jahre sind vergangen seit "4.99", es hat sich auch musikalisch viel getan, ganz wie uns der Titel sicher schon symbolisieren möchte. "Viel" könnte hier für den Facettenreichtum stehen. Zumindest hat man beim ersten Hören den Eindruck, daß diese Scheibe ohne Druck von oben produziert wurde, sie wirkt trotz obiger Aussage auf der anderen Seite auch dahingeschissen, wobei sich dieser Eindruck verflüchtigt, je mehr man sich "Viel" zu Gemüte führt. Eine wenn auch ironische und nicht ganz ernst gemeinte Angst spiegelt "Auf geht´s" wider. In einem Stuttgarter Szeneclub werden die Jungs zuerst nicht ´rein gelassen und dann im folgenden "Bring it back" von der Thekenbedienung beschimpft, sie wären nicht mehr zeitgemäß. Tja, vielleicht ist da sogar was Wahres dran, ob der aktuell fehlenden Qualität in diesem Bereich. Ist es doch in, immer mehr Qualität mit Primitivität und 08/15-Rhythmik zu substituieren, damit die mitverdummten Hörer wenigstens Zugang finden. Ein Blick in eine entsprechende Disko spricht da Bände....über den großen Teich gekommene Pseudocoolheit und maximale Dummheit sind nicht nur existent, sie dominieren. Legt man dort eine respektable Sprachbildung an den Tag, ist man automatisch Außenstehender. "Welch Glück!" ist man geneigt in diese Welt zu schreien....
Aber bevor ich nun völlig abdrifte....anschließend wird der flexible Hörer mit den beiden Perlen dieses Album verwöhnt: "Geboren" und auch "Jede Generation" sind textlich genial, nehmen sich den Sinn des Lebens vor, ohne allerdings wahre Lösungen aufzuzeigen [mag dies daran liegen, daß es keine gibt?], betonen dabei gleichsam, daß man nicht den normalen Spießerweg gehen sollte, der sich "Jede Generation" auf´s Neue wiederholt. Welch wahre Einsicht; sehen sich doch viele Menschen zuerst als "Total anders" an, um dann doch nahezu in gleich spießigen Umständen zu landen, wie es schon die Eltern "schafften", ohne es selbst zu realisieren. Dann doch lieber ´ne Runde "Leaving Aachen" :) ....
Man muß schon sagen, "Viel" ist kein für´s Leben motivierendes Album, stellt eher ein Sammelsurium aus resignativen Einsichten dar, über welche man einfach mit einem "trotzdem Lachen" hinwegsehen bzw. sich gebauchpinselt fühlen sollte, allein weil man auch schon soweit ist...
"Sommerregen", neben "Troy" als Single bekannt, ist eine weniger unbequeme Nummer, gesellschaftsfähig für die breite Masse, weil weniger tiefgehend und damit schnell kollektiv zutreffend - ein klarer Hitparameter. Wobei, wo ich grade bei den Singles bin, das vorab ausgekoppelte "Troy" ist für mich das schlechteste Lied dieses Silberlings, allein schon wegen seinem bekackten Anglizismus, aber, wie man ja sah, kam es kommerziell auch gut an, was ausrechenbar scheint. Sieht man es mal aus diesem Blickwinkel, ist "Viel" eine sehr intelligente Mischung, hat man doch für jeden was dabei, selbst für die Dummkiddies und Hüpfdohlen.
Noch zwei weitere Lieder möchte ich beleuchten: Zum einen "Mein Schwert", mit seinem knackigen Beat sowie textlich eingepaßt in die Reihe, die mit "Krieger" auf der "Lauschgift" begann - ein typischer Thomas D.-Song. Zum anderen "Ruf die Polizei", ein wie viele auf dieser Scheibe etwas durchgeknallter Track, der klare neurotische Züge aufweist. Aber wieso auch nicht: "Fühlst Du Dich allein, ruf die Polizei!"- Deinen Freund und Helfer....
Am Ende dieser etwas länglichen Rezension steht zurecht nur eines: KAUFEN!

H-Punkte 5,5 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



RAMMSTEIN - Reise, Reise (CD/Universal) - Info: www.rammstein.de

Mal wieder darf die erfolgreichste deutschsprachige Band [allein bei dem Gedanken bekomme ich schon ´ne Gänsehaut, ist das noch die Band, die unserer "Szene" mal für sich beanspruchte? Ja! Ja! Ja!] mit "Reise, Reise" ein Studioalbum veröffentlichen. Was folgerichtig ist, bei dem kommerziellen Anklang. Abgesehen von "Mein Teil" [mein Fave dieses Longplayers], was ja eh vorher schon herauskam und einigermaßen "Keine Lust" sowie "Moskau" [durch die neuartige Frauenstimmme, die was Süßes hat [mal abgesehen von "Engel"]] ist dieses Album das mit ABSTAND schlechteste von Rammstein, einfallslos, musikalisch wie textlich, einfach nur auf billige Provokation und Kommerz setzend...dazu kaum noch Elektronik zu Lasten von mehr Standardrockgedöns und Riffs sowie schönen Balladen; aber, die immer mehr verdummenden Menschen u.a. unserer Nation [ja, s.o., es betrifft sicher nicht nur die HipHopper...:), bringt das Album doch mal komplett auf RAMMSTEIN-Bröckel-Englisch heraus, die USA und ihre unglaublich verblödeten Bushwiederwähler werden Euch maximal in ihr Herz schließen!] werden das Album sicher lieben... .zu diesem Zeitpunkt darf man diese These, die ich schon vor ein paar Wochen vorab aufstellte [welche zugegebenermaßen wenig hellseherische Fähigkeiten offenbart], als bestätigt ansehen. Ausverkaufte Zusatzkonzerte, MCC-Erfolg...da habt Ihr ja, was ihr wollt: GELD GELD GELD....Mein Glückwunsch! Dabei möchte ich einen Vergleich bemühen: Die ebenfalls im Geldspeicher badenden OOMPHIES sind mit ihrem aktuellen Auswurf schlechter...also doch ein Punkt für RAMMSTEIN!
Ein weitere Einzeltest: "Ohne Dich" ist nett wehleidig....ein Tränendrüsen-Stück, wie es jede CD enthalten sollte, für die pseudoherzerfüllten Gemütsmenschen, ok ok, dieser Track geht....
Wem "Mutter" gefiel, dem wird auch "Reise, Reise" gefallen, aber fangt um Gottes Willen nicht mit dem Titeltrack an, da gibt es direkt Scheibenbruchgefahr...aber Vorischt: PLATTITÜDEN-ALARM! [Und bitte bitte gebt ihnen GIFT!]

H-Punkte 2,0 [Skala 1- 6]

DJHorn

 



SCOOTER - Mind the gap (CD/Sheffield Tunes/Edel) - Info: www.scootertechno.com

Da ist es also. Das langerwartete neue SCOOTER-Album "Mind the Gap". Nach der sehr enttäuschenden Single "Shake that!" war ich sehr gespannt, ob uns nun ein hippes Housealbum erwartet. Glücklicherweise ist dieser Fall nicht eingetroffen! Ganz im Gegenteil.
"Mind the Gap" schliesst konzeptionell und stilistisch eher an das experimentelle "Sheffield"-Album an. Zwar erwartet uns gleich nach dem Intro ein typischer SCOOTER-Song mit "One" (inzwischen die neue Single), danach geht es jedoch schon gleich ungewohnt weiter. "Shake that!" lassen wir mal außen vor, denn "My eyes are dry" ist die erste wirkliche Überraschung des Albums. Weder Trance noch Technoklänge, sondern Electro erwartet uns, gepaart mit verzerrten Vocals von H.P. BAXXTER. Dieser Song ist unmittelbar angelehnt an TUXEDOMOONS "No tears". Eine Hommage an die alten Zeiten? Schließlich bekennen sich SCOOTER immer wieder zu ihrer 80er-Vergangenheit und seinerzeit waren sie ja selbst im Electro-Wave-Bereich mit CELEBRATE THE NUN aktiv. "All I wanna do", das Cover von ALANIS MORRISSETTE überrascht ebenso, denn auch hier gibt es keinen Techno oder Trance, sondern Happy Hardcore. Das was man von SCOOTER seit über 10 Jahren nicht mehr hörte. Erinnert mich sehr an die "Endless Summer"-Phase und wirkt sehr erfrischend-flockig. Zum Knaller "Jigga Jigga!", leider nur auf der Deluxe-Edition des Albums vorhanden, ist ja bereits alles gesagt. Ein umwerfendes Stück, vor allen Dingen aufgrund der weiblichen Gesangseinlage. "Panties wanted" ist dann mal eher ein Track, auf den man hätte verzichten können. Einzig erwähnenswert sicher der geniale Text, indem H.P. die weiblichen Zuschauer auffordert, Unterhosen und BH`s auf die Bühne zu werfen! Eine der herausragendsten Nummern des Albums ist sicherlich "Trance-Atlantic"; ein umwerfendes Instrumental mit genialen Trancesynthis und viel Atmosphäre. Genau das, was man dieser Band von vielen Seiten ja nie zutraut. Dann jedoch, man mag es kaum glauben, gibt es eine zweite Electronummer auf diesem Album. Das DEPECHE MODE-Cover "Stripped" überrascht wiederum in vielerlei Hinsicht, denn hier beweist H.P. seine Sangeskunst und klingt DAVE GAHAN sogar sehr ähnlich. Hervorzuheben ebenfalls die sehr präzisen und elektronischen Beats in diesem Song. Ein Schmankerl für jeden Elektronik-Freak oder Synthipopper. Dies ist kein "Haudrauf"-Techno sondern eine wirkliche und ernstgemeinte Hommage. So wie ich mal las, hatten SCOOTER schon immer eine DEPECHE MODE-Coverversion angepeilt. Erst jetzt kam es dazu und das Ergebnis lässt sich wirklich sehen. Tja, leider gibt es einen weiteren Totalausfall auf "Mind the Gap", ein Song der "Shake that!" noch unterbietet und damit meine ich "Suavemente". Dieser House-Latino-Salsa Nummer kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Sehr "hip" und trendy, zudem DAS Stück für jeden Soulclub in einer Großraumdiskothek. Bei dem Track denk ich somit leider nur an offenes Schuhwerk und da vergeht mir, bekanntermaßen, die Laune... Aber mein Lästern hat auch gleich wieder ein Ende gefunden, denn mit "The Chaser" kommen wir zu DEM Stück des Albums. Hervorragende Synthis und knallharte Beats treiben dieses Stück voran, bis es zum Break kommt. Und dann vernimmt man gar opereske Klänge, die an "Das 5. Element" erinnern! Wohl auch aus diesem Film wird man die Samples genommen haben. Auf jeden Fall bekomm ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich diesen Track höre. Ein wenig erinnert dieser Song an "Habanera", nur ist "The Chaser" noch etwas ausgefeilter und liebevoller instrumentiert. Ganz große Klasse!!!
Mit "The Avenger`s back" und vor allen Dingen "Trip to nowhere" rundet man das Erlebnis "Mind the Gap" sehr gut ab. Insgesamt ein Album, welches sich vor allen Dingen nach merhmaligem Hören erst richtig offenbart und die Vielfältigkeit des Trios unter Beweis stellt. Zudem genau das, was man nach "The Stadium Techno Experience" nicht erwartet hätte! Davor sollte man den Hut ziehen.

Dem Fan erwartet auf der Deluxe-Edition noch eine zweite CD mit einem kompletten Mitschnitt des Hamburg-Konzerts der "We like it loud-Tour".

H-Punkte: 5,0 [Skala 1- 6]

Le-Rav

 

Impressum                         © by General H`04